Wie sich Kafka nähern, was von Kafka lesen? Die erste Lektüre von Kafka kann fesselnd oder abschreckend sein – was auch immer es ist, bleiben Sie dran. Vielleicht wollen Sie sich aber auch auf anderen, indirekten Wegen Kafka nähern – nach den ersten Tipps aus Januar, im Februar und im März nähern wir uns heute Kafka mit einer – vielleicht ersten – Kafka-Lektüre.

Viele potentielle Leser fragen nach eine Leseliste von Kafka und ebenso viele „Kafkakenner“ verweigern eine solche Auskunft oder verbindliche Liste als vermeintliche Unmöglichkeit – in diese Lücke quetscht sich mein heutiger Blogeintrag.

Hier also die ultimative Kafka-Leseliste für alle, die noch nichts von Franz Kafka gelesen haben:

  1. Lesen Sie die Sammlung von 4 Prosatexten „Ein Hungerkünstler„, z.B. enthalten in „Drucke zu Lebzeiten“ im Fischer Verlag.
  2. Lesen Sie das Romanfragment „Der Verschollene„.
  3. Lesen Sie die Erzählung „In der Strafkolonie“, z.B. enthalten in „Drucke zu Lebzeiten“ im Fischer Verlag.

Mit dem Hungerkünstler haben Sie einen kurzen, schnellen Einstieg in das Werk von Franz Kafka – eine Lektüre, die sich vermutlich vollkommen unvoreingenommen gestalten lässt, da wahrscheinlich nur wenige Ihrer Bekannten diese vier Texte kennen werden – Deutschlehrer eingeschlossen. Von den drei Romanfragmenten lesen Sie den, der sicherlich am wenigsten bekannt, gelesen und rezipiert ist und schließlich lesen Sie einen der Klassiker von Kafka, der die wenigsten Diskussionen in der Deutung ermöglicht. Alles in allem ermöglicht Ihnen diese Lektüre einen unbefangenen Blick auf Kafkas Werk.

Wenn Sie also tatsächlich noch keinen Text von Kafka gelesen haben, dann meiden Sie am Anfang unbedingt jene Texte, die allzu bekannt sind, wie „Das Urteil“, „Der Prozess“ oder „Die Verwandlung“ und lesen Sie schon gar nicht den „Brief an den Vater“. Denn zu all diesen Texten gibt es schon allzu viele Meinungen und möglicherweise werden Sie vor diesen Texten von Ihren Freunden und Bekannten geradezu gewarnt. Widmen Sie sich diesen Texten später.