Es gibt ein Kommen und ein Gehn
Ein Scheiden und oft kein – Wiedersehn.
Prag, den 20. November
Franz Kafka

(Franz Kafka, Nachgelassene Schriften und Fragmente I, Frankfurt/Main 2002)

Dies ist der erste überlieferte Text von Franz Kafka, ein Eintrag aus dem Poesiealbum seines Schulkameraden und Freunds Hugo Bergmann. Das Jahr dieses Eintrags wurde von Hugo Bergmann auf 1897 datiert.

Das Original ist noch erhalten und somit ist es auch die älteste Handschrift von Franz Kafka und ebenso noch ein Zeugnis seiner Verwendung der deutschen Kurrentschrift:

Kafkas älteste Handschrift, (c) Wagenbacharchiv

Es wäre nicht angemessen, hier von einem typischen Kafka zu sprechen. Zu früh, zu kurz und zu allgemein ist dieser Text und dennoch: würden wir nicht eigentlich im Poesiealbum das unbeschwert Positive erwarten? Also in der zweiten Zeile ein schlichtes „Ein Kommen und ein Wiedersehn“, aber statt dessen die unerwartete Wendung „und oft – kein Wiedersehn“. Das nimmt schon viel vom späteren Kafka vorweg, aber wir können nicht zu viel hier hinein interpretieren, da uns frühe Vergleichstext von Franz Kafka einfach fehlen.