Tag Dokumentarfilm

Kafka Kurier Numero 6

Das Institut für Textkritik bewirbt den kommenden Kafka Kurier Numero 6 auf X (vormals Twitter) mit interessanten Beiträgen von

  • Thomas Außem
  • Guido Massino
  • Ulrich Fischer
  • Hartmut Binder
  • Peter Engel
  • Eckhard Wallmann
  • Dietrich Mau
  • Jeremy Adler
  • Reinhard Pabst
  • Holger Rottmann

Wir können uns auf den neuen Kafka-Kurier freuen, der laut Verlag im späten Herbst 2024 ausgeliefert werden soll.


Kafkas erster Flirt

In den Schulferien 1900 verbrachte Franz Kafka zum wiederholten Male mit seiner Familie die Sommerfrische im etwa zehn Kilometer nördlich von Prag gelegene Rostok. Dort hatten sie sich eine Wohnung beim Postmeister Kohn gemietet und der siebzehnjährige Franz Kafka verliebte sich wohl in dessen gleichaltrige Tochter Selma, der er in einem Album folgende Worte hinterließ:

Wie viel Worte in dem Buche stehn! Erinnern sollen sie! Als ob Worte erinnern könnten!

Denn Worte sind schlechte Bergsteiger und schlechte Bergmänner. Sie holen nicht die Schätze von den Bergeshöhn und nicht die von den Bergestiefen.

Aber es gibt ein lebendiges Gedenken das über alles Erinnerungswerte sanft hinfuhr wie mit kosender Hand. Und wenn aus dieser Asche die Lohe aufsteigt, glühend und heiß, gewaltig und stark und Du hineinstarrst, wie vom magischen Zauber gebannt, dann —
Aber in dieses keusche Gedenken, da kann man sich nicht hineinschreiben mit ungeschickter Hand und grobem Handwerkszeug, das kann man nur in diese weißen, anspruchslosen Blätter. Das that ich am 4. September 1900.

Franz Kafka“

(Franz Kafka, Nachgelassene Schriften und Fragmente I, Frankfurt/Main 2002, S. 8)

Überliefert wurde dieser Text durch Selma Robitschek (geb. Kohn) selbst, die sich vermutlich 1955 postalisch mit einer Photokopie des Textes und einem Begleitschreiben an Max Brod wandte, der diesen Text als frühesten Text von Franz Kafka mit in seine erste Briefausgabe aufnahm.

„Wer ich bin? Die Tochter des Oberpostmeister Kohn aus Roztok bei Prag. Kennen Sie Roztok, den Wald? Erinnern Sie sich an den steilen Weg dahin und wie man plötzlich auf der herrlichsten Waldlichtung steht, das hohe Gras voll Himmelschlüssel, Marientränen, Glockenblumen und mitten darin eine sehr alte Eiche! Unter dieser Eiche sind wir Kinder, Franz und ich, oft gesessen und er hat mir Nietzsche vorgelesen, was und ob ich es verstand, Dr. Brod, es liegen 55 jahre dazwischen, wir haben uns gegenseitig angeschwärmt, wie man damals war, ich war schön und er war sehr klug und beide waren wir so himmlisch jung. Kafkas wohnten einen Sommer lang bei uns im 1. Stock. Und unser Garten lief in einen hohen Berg aus. Oben stand eine Bank und des Sommers gingen wir oftmals, Franz eine brennende Kerze in der Hand, zu dieser Bank, am anderen Ufer Klettau und Bruky beleuchtet und er wollte mich überreden, meinen Vorsatz zu studieren auszuführen. Aber es nütze nichts, mein Vater erlaubte es nicht – man hat damals den Vätern gefolgt – und so kamen wir auseinander.“

(Franz Kafka, Briefe 1902 – 1924, Frankfurt/Main 1975, S. 495ff)

(Quelle: Reiner Stach, Kafka. Die frühen Jahre, Frankfurt/Main 2014, S. 218f)


Das Universum Franz Kafka bei der Österreichischen Kafka-Gesellschaft

Annäherung an Kafka V

In zehn wunderbar zusammengestellten Themenblöcken werden wir von der Österreichischen Franz Kafka Gesellschaft durch das Universum Franz Kafka geführt. In den ca. 60- bis 75-minütigen Beiträgen hören wir nach einer kurzen Einführung Lesungen aus den Werken von Franz Kafka, seinen Prosatexten, dem Tagebuch und den Briefen. Wir werden hier quer durch Werk und Leben von Kafka geführt und all diese Lesungen eignen sich auch bestens als erste Annäherung an Kafka.

Reinhören und weiterempfehlen lohnt sich unbedingt!


Wie jüdisch ist Kafka?

Die Frage mag zunächst seltsam anmuten, denn Kafka war in jedem Fall Jude und dennoch muss sie gestellt werden, denn um diese Frage entbrennen immer wieder Diskussionen, Interpretationen, Streitgespräche bis hin zu juristischen Verfahren, in denen der Staat Israel allen Nachlass und alle Manuskripte des Juden Franz Kafka für sich in Anspruch nimmt. Hinter der Frage steckt also auch die Frage „Wem gehört Kafka?“

Aber wie kommt es dazu, so eine Frage zu stellen. Niemand käme auf die Idee zu fragen, wem Goethe gehöre – über den grundsätzlichen Sinn und Zweck dieser Frage soll hier nicht gesprochen werden – und die Antwort lautet unisono: Goethe als deutscher Dichter der Weimarer Klassik gehört zum europäischen und besonders zum deutschen Kulturgut. Bei Goethe ließen sich alle Detailfragen exakt beantworten. Bei Kafka sieht es hingegen ganz anders aus.

Franz Kafka wurde als Jude in eine deutschsprachige Minderheit im tschechischen Prag, zugehörig zur k.u.k Monarchie, also Österreich und Ungarn, hingeboren und dadurch sehen ihn manche als deutschen, andere als österreichischen, einige als jüdischen, wieder andere als deutschsprachig europäischen und ganz wenige sogar als tschechischen Dichter. Eine Zuordnung fällt also gar nicht so einfach. Vielleicht ist sie aber auch gar nicht notwendig, wenn wir Kafka so interpretieren, dass er selber ein Leben lang auf der Suche nach Zugehörigkeit war. Die schon besprochene Sichtweise von Walther Ziegler wurde hier bereits erwähnt.

Die Familie Kafka gehörte zu den assimilierten Juden, die Bar Mizwa von Franz Kafka wurde als „Konfirmation“ angekündigt, in seinen Werken selber thematisiert Kafka das Judentum kein einziges Mal, in seinen Tagebüchern und seinen Briefen hingegen ist sein Leben als Jude und seine eigene Stellung zum Judentum jedoch omnipräsent, auch mit vielen Zweifeln und mit ebenso vielen Versuchen, Teil der jüdischen Gemeinschaft zu werden – zum Beispiel durch sein Interesse am Zionismus. Wenn es Franz Kafka auch an einem religiösen Judentum fehlt, so ist er doch Teil der jüdischen Gemeinschaft – dies spiegelt sich auch in seinen Freundeskreisen wieder, die tatsächlich zum überwiegend größten Teil aus Juden bestand.


Kafka und der Nobelpreis für Literatur

Heute vor 30 Jahren, am 14. August 1994 ist Elias Canetti in Zürich gestorben. Der heutige Tag ist für die Canettiforschung ein bedeutender Tag, denn er verfügte in seinem Testament, dass die Briefe und Tagebücher aus seinem Nachlass, den er der Züricher Zentralbibliothek überließ, erst 30 Jahre nach seinem Tod einsehbar sein dürfen.

Am 10. Dezember 1981 erhielt Elias Canetti den Nobelpreis für Literatur, womit wir nun endlich zu Kafka kommen. In seiner sehr kurzen Rede verbeugt sich Elias Canetti vor den vier, für ihn bedeutendsten Schriftstellern, für die er stellvertretend den Nobelpreis übernimmt: Franz Kafka, Karl Kraus, Robert Musil und Ernst Broch:

„Eure Majestäten, Eure Königlichen Hoheiten, meine Damen und Herren,
Einer Stadt, die man kennt, verdankt man viel und einer, die man kennen möchte, wenn man sich lange vergeblich nach ihr sehnt, vielleicht noch mehr. Aber es gibt, glaube ich, im Leben eines Menschen auch besondere Stadtgottheiten, durch Drohung, Unermesslichkeit oder Verklärung ausgezeichnete Gebilde. Die drei, die es für mich waren, sind Wien, London und Zürich.
Man mag es dem Zufall zuschreiben, dass es diese drei sind, aber dieser Zufall heisst noch Europa, und soviel Europa vorzuwerfen wäre, – denn was ist nicht alles von ihm ausgegangen! – heute, da der Atemschatten, unter dem wir leben, schwer auf Europa lastet, zittern wir zuerst um Europa. Denn dieser Kontinent, dem sich soviel verdankt, trägt auch eine grosse Schuld und er braucht Zeit, um seine Sünden wiedergutzumachen. Wir wünschen ihm leidenschaftlich diese Zeit, eine Zeit, in der sich eine Wohltat nach der anderen über die Erde verbreiten konnte, eine Zeit, die so segensreich wäre, dass niemand auf der ganzen Welt Grund mehr hätte, den Namen Europas zu verfluchen.
Zu diesem verspäteten, zum eigentlichen Europa haben in meinem Leben vier Männer gehört, von denen ich mich nicht zu trennen vermag. Ihnen verdanke ich es, dass ich heute vor Ihnen stehe und ich möchte ihre Namen vor Ihnen nennen. Der Erste ist Karl Kraus, der grösste Satiriker der deutschen Sprache. Er hat mich das Hören gelehrt, die unbeirrbare Hingabe an die Laute Wiens. Er hat mich, was noch wichtiger war, gegen Krieg geimpft, eine Impfung, die damals für Viele noch notwendig war. Heute, seit Hiroshima, weiss jeder, was Krieg ist, und dass jeder es weiss, ist unsere einzige Hoffnung. – Der Zweite ist Franz Kafka, dem es gegeben war, sich ins Kleine zu verwandeln und sich so der Macht zu entziehen. In diese lebenslange Lehre, die die notwendigste von allen war, bin ich bei ihm gegangen. Den Dritten wie den Vierten, Robert Musil und Hermann Broch, habe ich in meiner Wiener Zeit gekannt. Robert Musils Werk fasziniert mich bis zum heutigen Tage, vielleicht bin ich erst seit den späten Jahren imstande, es ganz zu erfassen. Damals in Wien war erst ein Teil davon bekannt und was ich von ihm lernte, war das Schwerste: dass man ein Werk auf Jahrzehnte hin unternehmen kann, ohne zu wissen, ob es sich vollenden lässt, eine Waghalsigkeit, die hauptsächlich aus Geduld besteht, die eine beinahe unmenschliche Hartnäckigkeit voraussetzt. Mit Hermann Broch war ich befreundet. Ich glaube nicht, dass sein Werk mich beeinflusst hat, wohl aber erfuhr ich im Umgang mit ihm von jener Gabe, die ihn zu diesem Werk befähigt hat: diese Gabe war sein Atem-Gedächtnis. Ich habe seither über Atmen viel nachgedacht und die Beschäftigung damit hat mich getragen.
Es wäre unmöglich für mich, heute nicht an diese vier Männer zu denken. Wären sie noch am Leben, so stünde wohl einer von ihnen an meiner Stelle da. Betrachten Sie es nicht als Anmassung, wenn ich etwas ausspreche, worüber mir keine Entscheidung zukommt. Aber ich möchte Ihnen von Herzen danken und ich glaube, ich darf das nur, wenn ich zuvor meine Schuld an diese vier vor Ihnen öffentlich bekannt habe.“

(Quelle: The Nobel Prize Website)

Dies ist eine freundliche Hommage an Kafka (und auch die anderen Dichter), die auch darin begründet ist, dass Canetti natürlich das Gesamtwerk von Kafka kannte, aber seien wir ehrlich: aus dem zu Lebzeiten gedruckten Werk von Franz Kafka entstünde kein „Anspruch“ auf einen Literaturnobelpreis.


Ein Dienstmädchen namens Felice Bauer

Am 13. August 1912 lernt Franz Kafka Felice Bauer kennen. Er ist an diesem Abend zu Besuch bei Max Brod mit dem er die Auswahl für seine erste Buchveröffentlichung „Betrachtung“ besprechen möchte. Irgendwie scheint ihn diese erste Begegnung bewegt zu haben, denn schon am nächsten Morgen schreit Kafka an Brod:

Guten Morgen!

Lieber Max, ich stand gestern beim Ordnen der Stückchen unter dem Einfluß des Fräulein, es ist leicht möglich, daß irgend eine Dummheit, eine viellicht nur im geheimen komische Aufeinanderfolge dadurch entstanden ist.

(Franz Kafka. Briefe 1900 – 1912, Fischer Verlag, Frankfurt/Main 1999, S. 166)

Erst einige Tage später, vermutlich am oder um den 20. August notiert Kafka in sein Tagebuch:

Frl. Felice Bauer. Als ich am 13. VIII zu Brod kam, saß sie bei Tisch und kam mir doch wie ein Dienstmädchen vor. Ich war auch gar nicht neugierig darauf, wer sie war, sondern fand mich sofort mit ihr ab. Knochiges leeres Gesicht, das seine Leere offen trug. Freier Hals. Überworfene Bluse. Sah ganz häuslich angezogen aus, trotzdem sie es, wie sich später zeigte, gar nicht war. […] Fast zerbrochene Nase. Blondes, etwas steifes reizloses Haar, starkes Kinn. Während ich mich setzte, sah ich sie zum erstenmal genauer an, als ich saß, hatte ich schon ein unerschütterliches Urteil. Wie sich-

(Franz Kafka. Tagebücher, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt/Main 2002, S. 431f.)

In der Tat endet der Tagebucheintrag ganz abrupt und doch scheint er sehr prophetisch zu sein.


Blutsturz

In der Nacht vom 10. auf den 11. August 1917 erleidet Kafka einen Blutsturz, der sein Leben radikal ändern wird. In den kommenden Wochen wird Kafka bei etlichen Ärzten unterschiedliche Untersuchungen und Diagnosen erhalten, am häufigsten ist er zu Beginn beim Internisten Dr. Mühlstein, der den Ernst der Lage zunächst völlig verkennt. Am Ende ist jedoch die Diagnose klar: Tuberkulose.

Im April 1920 schildert Franz Kafka diese Nacht in einem seiner ersten Brief an Milena Jesenská:

Vor etwa 3 Jahren begann es bei mir mitten in der Nacht mit einem Blutsturz. Ich stand auf, angeregt wie man durch alles neue ist (statt liegen zu bleiben, wie ich es später als Vorschrift erfuhr), natürlich auch etwas erschreckt, gieng zum Fenster, lehnte mich hinaus, gieng zum Waschtisch, gieng im Zimmer herum, setzte mich auf’s Bett – immerfort Blut. Dabei aber war ich gar nicht unglücklich, denn ich wußte allmählich aus einem bestimmten Grunde, daß ich nach 3, 4 fast schlaflosen Jahren, vorausgesetzt daß die Blutung aufhört, zum erstenmal schlafen werde. Es hörte auch auf (kam auch seitdem nicht wieder) und ich schlief den Rest der Nacht. Am Morgen kam zwar die Bedienerin (ich hatte damals eine Wohnung im Schönborn-Palais), ein gutes, fast aufopferndes, aber äußerst sachliches Mädchen, sah das Blut und sagte: „Pane doktore, s Vámi to dlouho nepotrvá“ [„Herr Doktor, mit Ihnen dauert’s nicht mehr lange“]

(Franz Kafka. Briefe an Milena, Fischer Verlag, 14. Auflage, Frankfurt/Main 2011)

Nach dieser Nacht sucht Franz Kafka den Internisten Dr. Gustav Mühlstein auf, jedoch nicht direkt am Morgen, sondern erst am Nachmittag, denn pflichtbewusst tritt Herr Dr. Kafka wie fast jeden Morgen seinen Dienst an und verbringt den Vormittag im Büro. Dr. Mühlstein diagnostiziert zunächst einen Bronchialkatarrh.

In der nächsten Nacht hat Kafka wieder eine leichtere Blutung und sucht tags darauf wieder Dr. Mühlstein auf, der jedoch die Möglichkeit der Tuberkulose – damals die Volkskrankheit schlechthin – vollständig leugnet. Erst am 4. September 1917 wird Kafka eine alternative Meinung einholen und von Professor Gottfried Pick hören, dass immerhin eine Gefahr der Tuberkuloseerkrankung besteht.

Man wird in Kafkas Werken, Briefen und Tagebuchaufzeichnung kein Wort der Verzweiflung oder des Haderns mit der Krankheit finden, ganz im Gegenteil scheint ihn diese Erkrankung zu erleichtern.

„Die schon seit Jahren mit Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit angelockte Krankheit ist nämlich ausgebrochen. Es ist fast eine Erleichterung.“

(Brief an Kurt Wolff vom 4.9.1917 in Franz Kafka. Briefe 1914 – 1917, Frankfurt/Main 2005, S. 312)

Jedenfalls verhalte ich mich heute zu der Tuberkulose, wie ein Kind zu den Rockfalten der Mutter, an die es sich hält. Kommt die Krankheit von der Mutter, stimmt es noch besser und die Mutter hätte mir in ihrer unendlichen Sorgfalt, weit unter ihrem Verständnis der Sache, auch noch diesen Dienst getan. Immerfort suche ich eine Erklärung der Krankheit, denn selbst erjagt habe ich sie doch nicht. Manchmal scheint es mir, Gehirn und Lunge hätten sich ohne mein Wissen verständigt. „So geht es nicht weiter“ hat das Gehirn gesagt und nach 5 Jahren hat sich die Lunge bereit erklärt zu helfen.

(Brief an Max Brod vom 14.9.1917 in Franz Kafka. Briefe 1914 – 1917, Frankfurt/Main 2005, S. 319f.)

Diese fünf Jahre, von denen Kafka hier schreibt, war sein Ringen um Felice Bauer, das Ringen mit sich selbst, ob er eine Ehe eingehen kann, will, darf, muss, möchte oder soll. Die Diagnose der Tuberkulose wird der Grund sein, warum Kafka auch die zweite Verlobung mit Felice Bauer löst und die beiden endgültig getrennter Wege gehen.


Kafka in der Fabrik

Am 10. August 1910 schreibt Franz Kafka in sein Tagebuch:

„Nichts geschrieben. In der Fabrik gewesen und im Motorraum 2 Stunden lang Gas eingeatmet. Die Energie des Werkmeisters und des Heizers vor dem Motor, der aus einem unauffindbaren Grund nichts zünden will. Jammervolle Fabrik.“

Franz Kafka kommentiert hiermit einen seiner zahlreichen, verhassten Pflichtbesuche in den 1911 gegründeten „Prager Asbestwerken Hermann & Co“ seines Schwagers Karl Herrmann. Das „Co“ in der Firmenbezeichnung ist Franz Kafka selber, der hier auf Drängen seines Vaters als stiller Teilhaber eingesetzt wurde.

In seinem Buch „Asbest. Franz Kafka als Unternehmer“ aus dem Wallstein Verlag stellt Ulrich Fischer uns ein bisher weitgehend unbekanntes Gesicht von Franz Kafka vor. Der Verlag selber schreibt auf seiner Website:

Mit seinem Buch fügt Ulrich Fischer unserem Kafka-Bild wesentliche Facetten hinzu: hatte Franz Kafka als Versicherungsbeamter unter Regelungen und Vorgesetzten zu leiden, belastete ihn als Unternehmer zunehmend die Verantwortung – auch für sein Verhalten, das wohl oft die Grenze zum Illegalen streifte.


Kafkas „Mauscheldeutsch“

Um die Jahrhundertwende zu Lebzeiten von Franz Kafka, also zu Beginn des 20. Jahrhunderts bezeichnete der Begriff „Mauscheldeutsch“ gerade in Prag ein Deutsch, das nicht dem reinen Hochdeutsch entsprach, sondern das durch sprachliche Einflüsse besonders aus dem Jiddischen geprägt war. Diese Einflüsse, ebenso wie Einflüsse aus dem Österreichischen, finden sich auch in den Manuskripten von Kafka, die in Werkausgaben jedoch überwiegend korrigiert wurden.

Das Portal „Copernico – Geschichte und kulturelles Erbe im östlichen Europa“ hat diesem Thema ein wunderbares Erklärvideo gewidmet, welches die Sprachvielfalt von Franz Kafka beleuchtet – empfehlenswert!

Kafkas Sprache(n) von Coperinco