Heute vor 140 Jahren, am 27. Mai 1884 wurde Max Brod in Prag geboren und wir verdanken ihm, der den letzten Willen „alles… restlos und ungelesen zu verbrennen“ seines Freundes Franz Kafka nicht erfüllt hat, dass wir uns heute an der wunderbaren Prosa erfreuen können. Außerdem verdanken wir ihm natürlich grundsätzlich, dass das Gesamtwerk von Franz Kafka erhalten geblieben ist und heute für zahlreiche Deutungen, Interpretationen, Spekulationen, Anekdoten und auch Legenden ein sprudelnder Quell der Inspiration ist. Letztlich gäbe es auch diesen Blog nicht ohne Max Brod.

„Ohne Brod kein Kafka und ohne Kafka kein Brod“ – eine oft zitierte Sichtweise, die sich auch durch den ersten Teil der Serie „Kafka“ zieht, aber damit wird man Max Brod vermutlich nicht gerecht. Über den Umgang mit Kafkas Testament und Nachlass, die ersten Werkausgaben durch Max Brod und seine Jahrzehnte andauernde Deutungshoheit ist schon genug geschrieben und kritisiert worden. Dies brauchen wir nicht aufzuwärmen und schließlich liegen heute auch ausreichend kritische Ausgaben der Werke von Franz Kafka vor, so dass sich jeder selbst ein Bild machen kann.

Die lebenslange Freundschaft von Franz Kafka und Max Brod ist aber ebenso wenig zu leugnen, als auch die Tatsache, dass Max Brod ein Förderer der deutschsprachigen Literatur in Prag war und er sicherlich einen großen Anteil an den – wenn auch heute vergessenen – Erfolgen von Franz Werfel, Willy Haas, Oscar Baum und anderen hatte. Auch können wir nicht übersehen, dass Max Brod selber ein überaus produktiver Schriftsteller war und diesem Mann wurde – soweit ich das übersehen kann – noch keine ernst zu nehmende kritische Würdigung oder Biographie zuteil. Vielleicht ändert sich dies ja in den kommenden Jahren… verdient hätte er es.