Heute vor 20 Jahren am 4. März 2004 starb Sir Malcom Pasley, der sich um die kritische Ausgabe der Werke von Franz Kafka verdient gemacht hat. Malcom Pasley studierte und lehrte anschließend in Oxford Germanistik und war schon früh vom Leben und Werk Franz Kafkas begeistert, so dass er sich in zahlreichen Studien diesem Dichter widmete. Malcom Pasley war die treibende Kraft, alle verfügbaren Manuskripte, Briefe, Tagebücher etc. von Franz Kafka in der Boldleian Bibliothek zu archivieren. Er selber hat auch Manuskripte erworben. SO wird immer wieder die Anekdote erzählt, wie Pasley mit dem Auto von Schweiz nach England fuhr und im Gepäck einige Manuskripte von Kafka mitführte – es ist überliefert, dass es sich bei dem Auto nicht um einen VW Käfer handelte.

Im Anschluss an die Veröffentlichung der Kafka-Werke ab 1982 in der Kritischen Ausgabe im S. Fischer Verlag erhielt Pasley Kritik an der Vollständigkeit der deutschen Ausgabe. Zum Zweck eine historisch-kritische Ausgabe zu erstellen hat der Stroemfeld Verlag um die Erlaubnis gebeten, die Manuskripte einzuscannen, um daraus eine Faksimile-Ausgabe und eine CD-ROM zu erstellen, so dass diese einem möglichst breiten Leser- und Forscherkreis dauerhaft zugänglich wird. Abgesehen von der Vollständigkeit gaben der Stroemfeld Verlag an, dass sie um die Erhaltung der Werke besorgt seien, denn einige seien mit Bleistift geschrieben und viele seien verblasst und brüchig.

Pasley lehnte diese Forderungen ab, ebenso wie Marianne Steiner, die 1998 dem Observer sagte: „Ich kann ihnen [die schrecklichen Dinge, die sie über Pasley gesagt hatten] nicht verzeihen. Ich will nicht, dass sie irgendetwas mit den Manuskripten zu tun haben.“

Im April 1998 veröffentlichte Stroemfeld eine Faksimile-Version von „Der Prozess“. Da sich das Manuskript im Besitz der deutschen Regierung bzw. des Deutschen Literaturarchivs in Marbach befand, war es für nun für den Verlag zugänglich. In dieser Veröffentlichung werden Manuskript und Abschrift nebeneinander aufgeführt. Neben dem „Prozess“ als Auftakt der Historisch-Kritischen Kafka Ausgabe sind mittlerweile weitere Manuskripte in diese Ausgabe mit aufgenommen worden, doch es fehlen weiterhin zahlreiche Werke aufgrund der anhaltend fehlenden Kooperation der Bodleian Library.

Nichtsdestotrotz sollen an dieser Stelle die Verdienste von Pasley um die Kritische Textausgabe von Franz Kafkas Schriften und Tagebüchern gebührend geehrte und bedacht werden.