Es gibt zahlreiche Kafka Biographien und Monographien, hiermit lassen sich vermutlich problemlos einige Regalmeter füllen, dennoch möchte ich an dieser Stelle einige wenige herausheben.

Die umfassendste, detaillierteste und informativste Biographie zu Franz Kafka, seinem Leben, seiner Zeit und seinem Werk ist die dreibändige Biographie von Rainer Stach. Sie ist in einer grandiosen Sprache geschrieben, sehr informativ und dabei auch unterhaltsam, so dass Kafka und seine Zeit lebendig werden beim Lesen und sie behandelt wirklich jeden Aspekt aus Kafkas Leben. Die drei Bände („Die Jahre der Entscheidungen“ aus 2002, „Die Jahre der Erkenntnis“ aus 2008 und „Die frühen Jahre“ aus 2014) umfassen insgesamt über 2.000 Seiten, können aber aufgrund der zeitlichen Gliederung, des Inhaltsverzeichnis und der umfassenden Register auch selektiv und nachschlagend als Informationsquelle dienen.

Zwei sehr gute, informative und lesenswerte Einführungen in das Leben und Werk von Kafka sind zum einen Louis Begleys Essay „Die ungeheuere Welt, die ich im Kopfe habe: Über Franz Kafka“, das nur noch antiquarisch zu erhalten ist und zum anderen von Saul Friedländer „Franz Kafka„. Beide sind selber Juden und Schriftsteller und habe ein ganz persönliche und besondere Sicht auf Franz Kafka.

Die erste wirklich bedeutende, d.h. auch sachliche Biographie stammt von Klaus Wagenbach, die leider nur noch als ebook oder antiquarisch erhältlich ist. Die Sachlichkeit muss hier betont werden, denn die erste Kafka-Biographie entstammt der Feder von Max Brod – ein Buch das als Zeitdokument sicher auch heute noch wichtig ist, aber Brod verklärt Kafka als Propheten, sieht überall religiöse Bezüge und hat aufgrund seiner persönlichen Nähe zu seinem Freund eine Subjektivität, die zahlreiche Fakten wissentlich verfälscht oder erst gar nicht nennt.

Wer sich mit Kafka auseinandersetzt, kommt um seine Biographie nicht herum, irgendwann muss man sich mit dem Leben von Franz Kafka auseinandersetzen, da hier Leben und Werk so eng verzahnt sind, dass man Leben und Werk nicht immer auseinander halten kann, wie es selten bei Dichtern in dieser Tiefe vorkommt – und im Falle Kafkas auch noch hervorragend durch Tagebücher, Briefe und Zeitzeugen belegt ist.

Neben den obigen gibt es noch zahlreiche weitere gute Titel, wie

  • Alois Prinz, „Auf der Schwelle zum Glück“
  • Peter-André Alt, „Kafka. Der ewige Sohn“
  • Michael Löwy, „Franz Kafka – Träumer und Rebell“
  • Thomas Anz, „Franz Kafka“
  • Joachim Unseld, „Franz Kafka. Ein Schriftstellerleben“

… und viele viele mehr.

Wer mich nach meiner persönlichen Empfehlung fragt, dem nenne ich Stach und den Lesern empfehle ich mit Band 2 und dann Band 3 zu beginnen.