„Die Kafka. Die Kafka ist eine sehr selten gesehene, prachtvolle mondblaue Maus, die kein Fleisch frißt, sondern sich von bittern Kräutern nährt. Ihr Anblick fasziniert, denn sie hat Menschenaugen.„
(Dr. Peregrin Steinhövel, Bestiarium Literaricum, 1920)
Unter dem Pseudonym Peregrin Steinhövel veröffentliche Franz Blei (1871 – 1942), ein Wegbegleiter und Freund von Kafka und der Herausgeber des Hyperion, in dem Kafka seine ersten Texte veröffentliche, 1920 das „Bestiarium Literaricum das ist: Genaue Beschreibung derer Tiere des Literarischen Deutschlands. Gedruckt für Tierfreunde zu München in diesem Jahr“. Dieser satirische „Tierbrehm“ nahm den damaligen Literaturbetrieb, den Franz Blei aus eigener Erfahrung sehr gut kannte, aufs Korn und so fand auch Franz Kafka seinen Weg in diese ganz besondere Enzyklopädie, die in den folgenden Jahren drei erweiterte Ausgaben fand.
Trotz einer verhältnismäßig kleinen Auflage, war das Bestiarium berühmt und berüchtigt in den literarischen Kreisen der zwanziger Jahre. Franz Blei war nicht zimperlich und beschrieb die Dichter nicht immer wohlwollend, aber schlimmer war es für jeden Autor überhaupt nicht im Bestiarium erwähnt zu werden.
So schrieb er zum Beispiel über Gottfried Benn »Der Benn ist ein giftiger Lanzettfisch, den man zumeist in Leichenteilen Ertrunkener festgestellt hat«, über Knut Hamsun nur Gutes »Das Hamsun ist die schönste der lebenden Echsen, ein Naturspielwerk …«, über Rainer Maria Rilke »Um die Zugehörigkeit der Rilke zum Tier- oder Pflanzenreich streiten miteinander die Zoologen und Botaniker …« und über Frank Wedekind »Die Wedekind, so hieß eine Sphinx, halb Geschlecht, halb Kopf, doch beides in verkehrter Weise angeordnet …«
Kafka ist da doch noch ganz gut weggekommen.
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