Heute, am 1. Januar 2024, jährt sich zum hundertfünften Male der Geburtstag von Jerome David Salinger, dem Autor von „The Catcher in the Rye“ („Der Fänger im Roggen“). Laut des ersten Salinger-Biographen Ian Hamilton, liebte und verehrte J.D. Salinger die Werke von Franz Kafka.

In Ian Hamiltons Biografie „In Search of J.D. Salinger (deutsche Ausgabe „Auf der Suche nach J.D.Salinger“, Limes-Verlag, Berlin 1989), der soweit ich weiß ersten Biografie von J.D. Salinger, wird Salinger zitiert „Ein Schriftsteller sollte, wenn er gebeten wird, sich über sein Handwerk zu äußern, lediglich mit lauter Stimmen die Namen der Schriftsteller nennen, die er liebt.“ Stilistisch und inhaltlich ist dies ein Satz, der durchaus an Kafka erinnern kann und Hamilton fährt fort: „Die Namen, die er […] hätte nennen sollen waren Salinger zufolge: Kafka, Flaubert, Tolstoj, Tschechow, Dostojewski, Proust, O´Casey, Rilke, Lorca, Keats, Rimbaud, Burns, Emily Bronte, Henry James, Blake und Coleridge.“ („Auf der Suche nach J.D. Salinger“, S. 140).

Es gibt einige äußere und scheinbare Parallelen zwischen diesen beiden Autoren: sie führten beide ein sehr zurückgezogenes Leben und sie haben beide einen ungeheuren Einfluss sowie eine weltweite Wirkung auf die Nachkriegsliteratur und sie gehören beiden zu den am meisten gelesenen Autoren ihrer jeweiligen Sprache. In Salingers Werk an sich, finde ich aber nur eine einzige Stelle, die einen konkreten Bezug zu Franz Kafka aufweist.

In „Seymour an Introduction“ („Seymour wird vorgestellt“) finden sich der Erzählung vorangestellt zwei längere Zitate. Das erste ist von Franz Kafka und das zweite von Soeren Kierkegaard. Beide Zitate stehen als freier Text, ohne Anführungszeichen oder Quellenangabe, zu Beginn dieser Erzählung, jedoch klärt der Erzähler nach wenigen Seiten den Ursprung und die Bedeutung dieser Zitate in seinem Kontext auf.