Felice Bauer gehört sicherlich zu den bekanntesten Frauen im Leben von Franz Kafka und auch zu den Frauen, die ihn, sein Leben und sein Werk nachhaltig geprägt haben… aber davon soll hier nicht die Rede sein, denn Felice führte ein durchaus selbstbewusstes Leben. Am 18. November 1887 wird Felice Bauer im oberschlesischen Neustadt, heute Prudnik, das ca. fünf Kilometer nördlich der tschechischen Grenze liegt, geboren. Die Familie, das heißt ihren Vater Carl Bauer und ihre Mutter Anna Bauer, geborene Danzinger, und die mittlerweile fünf Kinder zieht es 1899 nach Berlin, wo Felice die Schule besucht und 1908 Stenotypisten bei der Schallplattenfirma Odeon wird. Felice strebt nach mehr und wechselt 1909 zur Carl Lindström AG – Hersteller von Parlographen. Hier macht sie schnell Karriere, bekommt Verantwortung, leitet den Vertrieb, reist im Auftrag der Firma durch ganz Deutschland und erhält sogar Prokura – in der damaligen Zeit alles nicht unbedingt selbstverständlich für eine Frau – und schon mal recht nicht für eine ledige Frau.

Am 13. August 1913 wird Felice Bauer bei der Familie Brod auf Franz Kafka treffen – was beider Leben verändern wird. Aber das ist eine andere Geschichte.

Felice Bauer wird es noch rechtzeitig aus Deutschland heraus schaffen. Mit ihrem Mann Moritz Marasse, den sie 1919 heiratet, und ihren gemeinsamen zwei Kindern, reist sie 1931 in die Schweiz und 1936 weiter in die USA, wo sie bis zu ihrem Tod am 15. Oktober 1960 leben wird.

Kafkas Briefe an Felice zählen noch heute zu einem der wichtigsten Zeugnisse zu Kafkas Leben und ebenso auch seiner schriftstellerischen Arbeitsweise. Felice Bauer hatte diese Briefe aufbewahrt und in den 50er Jahren dem damaligen Kafka-Verlag Schocken Books aus Geldnot heraus verkauft.