Am 19. Februar 1911 notiert Franz Kafka – als Briefentwurf an seinen Vorgesetzten Eugen Pfohl in der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt (AUVA) – in seinem Tagebuch:
„Wie ich heute aus dem Bett steigen wollte bin ich einfach zusammengeklappt. Es hat das einen sehr einfachen Grund, ich bin vollkommen überarbeitet. Nicht durch das Bureau aber durch meine sonstige Arbeit. Das Bureau hat nur dadurch einen unschuldigen Anteil daran, als ich, wenn ich nicht hinmüßte, ruhig für meine Arbeit leben könnte und nicht diese 6 Stunden dort täglich verbringen müßte, die mich besonders Freitag und Samstag, weil ich voll meiner Sachen war gequält haben, daß Sie es sich nicht ausdenken können. Schließlich das weiß ich ja ist das nur Geschwätz, schuldig bin ich und das Bureua hat gegen mich die klarsten und berechtigtsten Forderungen. Nur ist es eben für mich ein schreckliches Doppelleben, aus dem es wahrscheinlich nur den Irrsinn als Ausweg gibt. Ich schreibe das bei gutem Morgenlicht und würde es sicher nicht schreiben, wenn es nicht so wahr wäre und wenn ich sie nicht so liebte wie ein Sohn.
Im übrigen bin ich morgen schon wieder sicher beisammen und komme ins Bureau, wo ich als erstes hören werde, daß Sie mich aus der Abteilung weghaben wollen.“
(Franz Kafka, Tagebücher, Frankfurt/Main, 2002)
Ein solcher Brief Kafka an seinen Arbeitgeber ist in den noch vorhandenen Akten der AUVA nicht überliefert und Kafka war ein loyaler Mitarbeiter, der vom Schwänzen schwärmte, dies jedoch nicht in die Tat umsetzte. Der Oberinspektor Eugen Pfohl war Kafkas direkter Vorgesetzter und in zahlreichen Briefen an Felice Bauer wird Kafka später seine außerordentliche Wertschätzung und Achtung gegenüber seinem „Chef“ äußern.
In der Erzählung „Beschreibung eines Kampfes“ aus dem Nachlass bringt Kafka die Problematik nochmals humorvoll auf den Punkt:
„Das soll mich nicht hindern, nach Hause zu gehn; es ist spät und morgen früh habe ich Amt; man schläft dort schlecht.“
Schreibe einen Kommentar