Die Verwandlung als Graphic Novel aus dem Knesebeck Verlag ist nicht nur meine erste Kafka Adaption als „Comic“ sondern meine erste Graphic Novel überhaupt – und kurz und knapp: ich tue mich sehr schwer damit.
Zumindest tue ich mich schwer damit, wenn literarische Werke als Graphic Novel adaptiert werden, denn ein Zweck in den Grafiken und Zeichnungen scheint doch zu sein, das zu konkretisieren, was man sich sonst ganz auf sich gestellt im Kopf vorstellen muss – aber genau das ist doch der Zweck der Literatur. Nun könnte man meinen, dass damit auch der Film, genauer die Verfilmung eines Werkes von Kafka, mir Probleme bereiten würde. Dies ist aber wiederum nicht der Fall, denn der Film geht ja ein paar Schritte weiter. Er liefert nicht einfache Bilder, die meine Kopfarbeit ersetzen, sondern er liefert über den schriftlichen Roman hinaus, Bewegung und Zeit im Bild. Eine Verfilmung wie z.B. „Das Schloß“ von Michael Haneke macht dies z.B. ganz grandios, in dem Szenen aus Kafkas Roman nachgestellt werden, unterstützt von einem Erzähler, die Kulissen sind orts- und zeitlos wie im Roman und nach dem Film erinnert man sich sehr gut an die Handlung und Dialoge, aber kaum an konkrete Bilder.

Nun aber zur „Verwandlung“ als Graphic Novel konkret: die Bilder sind mir persönlich viel zu düster gestaltet, stets in dunklen Farbtönen und mit scharfen Konturen. Die Zeichnungen zeigen Perspektiven, die die Erzählung selber nicht kennt, denn abgesehen vom Ende spielt die ganze Erzählung nur in der Wohnung von Gregor Samsa und seiner Familie, die Graphic Novel zeichnet aber regelmäßig Bilder aus dem Stadtleben, so dass der Horizont weit über den Erlebnishorizont von Gregor Samsa geht. Der wichtigste Kritikpunkt für mich aber ist schließlich das Insekt selber, nicht wie es gezeichnet ist, sondern dass es überhaupt gezeichnet ist. Ich sehe Gregor Samsa nicht als Insekt und Kafka wollte es auch nicht gezeichnet sehen. Aber dies ist nur meine ganz persönliche Meinung.

Nach Franz Kafka adaptierte Graphic Novels gibt es noch weitere, unter anderem:

  • Das Urteil“ im Knesebeck Verlag
  • „Das Schloss“ im Knesebeck Verlag – nur noch antiquarisch erhältlich

Und auch über Franz Kafka gibt es Graphic Novels, unter anderem:

Graphic Novels haben mittlerweile auch Einzug in die Schullektüre und in den Deutschunterricht gehalten und sicherlich können sie auch dem ein oder anderen Leser einen Einstieg in die literarischen Werke, die als Grundlage dienten, bieten.