Am 3. Dezember 1917 erscheint in der „Literaturzeitung“ der Österreichischen Morgenzeitung und Handelsblatt Kafkas Geschichte „Schakale und Araber“ und am 25. Dezember 1917 in der Weihnachtsbeilage derselben Zeitung Kafkas „Bericht an eine Akademie“ – beides, wie wir heute wissen, unerlaubte und unbezahlte Nachdrucke von den Werken Franz Kafkas.

Kafka selbst hatte zu Lebzeiten davon erfahren, denn er schrieb in einem Brief an Max Brod am 27. Januar 1918:

„[…] Der Schriftstellerverein (der von der „Feder“) meldet mir einen unberechtigten Nachdruck des Berichts für eine Akademie in einer „Österreichischen Morgenzeitung“ und will eine Ermächtigung, ein Honorar von 30 M (gegen Rückbehaltung von 30%) für mich eintreiben dürfen. Soll ich das tun? Die 20 M wären mir sehr lieb z.B. für den weiteren Kierkegaard. Aber dieser Verein ist eine schmutzige Sache, das Eintreiben auch und die Zeitung ist vielleicht jene jüdische Zeitung. Soll ich also? […]“

(Franz Kafka, Briefe 1918 – 1920, Frankfurt/Main 2013, S. 24 ff.)

So wandte sich Kafka zweimal hilfesuchend an Max Brod, da er zum einen das Geld gut gebrauchen konnte, denn er war, nach seinem Tuberkuloseausbruch im August 1917 zu dieser Zeit von der Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt beurlaubt und verbrachte einige Monate bei seiner Schwester Ottla in Zürau und zum anderen wusste er wirklich was er wie tun konnte. Die Antwort von Max Brod ist leider nicht überliefert oder mir zumindest nicht bekannt.

Es wäre interessant zu wissen, warum Kafka den Verein oder „die Sache“ für schmutzig hielt. Der allgemeine Schriftstellerverein war eine Interessenvereinigung für Schriftsteller mit zahlreichen Mitgliedern, auch durchaus prominenten wie Karl May oder Hermann Löns, die sich um die finanzielle Unterstützung und Wahrung der Urheberrechte von Autoren bemühte. Nach der Gründung des Vereins 1900 mit einigen hundert Mitgliedern entwickelte sich der Verein sehr schnell zur größten Vertretung von Autoren, Dichtern und auch Journalisten im Deutschen Reich, bis er 1934 von den Nationalsozialisten im Reichsverband Deutscher Schriftsteller gleichgeschaltet wurde.