Am 1. Februar 1924, Franz Kafka lebt mit Dora Diamant bereits in Berlin und siedelt an diesem Tage in eine neue Wohnung in Zehlendorf um, liest der damals international bekannte Rezitator Ludwig Hardt, ein weiteres Mal aus den Werken von Franz Kafka im Mozarteum in Prag. Laut Kafka-Biograph Reiner Stach, haben Kafkas Eltern diese Lesung in Prag besucht:
„Es muss ihm [gemeint ist Franz Kafka] wie eine bedeutsame Fügung erschienen sein, dass ausgerechnet am Tag seines Umzugs die Familie in Prag eine Lesung von Ludwig Hardt besuchte, während zwei Tage später er selbst dem Rezitator absagen musste […]“
(Stach, Reiner: Kafka. Die Jahre der Erkenntnis, Frankfurt/Main 2008 S. 581)
Auch solche Kleinigkeiten helfen das Vaterbild von Franz Kafka ein wenig zu korrigieren, denn es zeigt doch sehr wohl ein gewisses Interesse der Eltern am Schaffen und der Literatur ihres Sohnes.
Ludwig Hardt sandte am 1. Februar 1924 ein Telegramm an Franz Kafka in Berlin und bat ihn, am 3. Februar doch der Lesung in Berlin beizuwohnen. Aufgrund der fortgeschrittenen Krankheit musste dies Kafka jedoch ablehnen und ließ sich bei der Lesung von Dora Diamant vertreten.