Franz Kafka war mit Franz Werfel eng befreundet und mit seinem Werk wohlvertraut und so wird Kafka vermutlich auch das Gedicht „Der rechte Weg“ von Franz Werfel aus dem Jahr 1911 gekannt haben.

Der rechte Weg

Ich bin in eine große Stadt gekommen.
Vom Riesenbahnhof trat den Weg ich an,
Besah Museen und Plätze, habe dann
Behaglich eine Rundfahrt unternommen.

Den Straßenstrom bin ich herabgeschwommen
Und badete im Tag, der reizend rann.
Da! Schon so spät!? Ich fahre aus dem Bann.
Herrgott, mein Zug! Die Stadt ist grell erglommen.

Verwandelt alles! Tausend Auto jagen,
Und keines hält. Zweideutige Auskunft nur
Im Ohr durchkeuch´ ich das Verkehrs-Gewirre.

Der Bahnhof?! Wo?! Gespenstisch stummt mein Fragen.
Die Straßen blitzen endlos, Schnur um Schnur,
Und alle führen, alle, in die Irre.

Vielleicht hat Franz Kafka an dieses Gedicht gedacht als er im Jahr 1922 seine kurze Parabel „Ein Kommentar“ schrieb, die von Max Brod fälschlicherweise mit „Gib’s auf!“ betitelt wurde.

Es war sehr früh am Morgen, die Straßen rein und leer, ich ging zum Bahnhof. Als ich eine Turmuhr mit meiner Uhr verglich, sah ich, daß es schon viel später war, als ich geglaubt hatte, ich mußte mich sehr beeilen, der Schrecken über diese Entdeckung ließ mich im Weg unsicher werden, ich kannte mich in dieser Stadt noch nicht sehr gut aus, glücklicherweise war ein Schutzmann in der Nähe, ich lief zu ihm und fragte ihn atemlos nach dem Weg. Er lächelte und sagte: »Von mir willst du den Weg erfahren?« »Ja«, sagte ich, »da ich ihn selbst nicht finden kann.« »Gibs auf, gibs auf«, sagte er und wandte sich mit einem großen Schwunge ab, so wie Leute, die mit ihrem Lachen allein sein wollen.

Franz Kafka, Nachgelassene Schriften und Fragmente II, Frankfurt/Main 2002, S. 530

Wer die kleine Parabel filmisch aufbereitet sehen möchte, der sei auf den Kurzfilm zweier junger Filmemacher hingewiesen: