Am 10. August 1910 schreibt Franz Kafka in sein Tagebuch:
„Nichts geschrieben. In der Fabrik gewesen und im Motorraum 2 Stunden lang Gas eingeatmet. Die Energie des Werkmeisters und des Heizers vor dem Motor, der aus einem unauffindbaren Grund nichts zünden will. Jammervolle Fabrik.“
Franz Kafka kommentiert hiermit einen seiner zahlreichen, verhassten Pflichtbesuche in den 1911 gegründeten „Prager Asbestwerken Hermann & Co“ seines Schwagers Karl Herrmann. Das „Co“ in der Firmenbezeichnung ist Franz Kafka selber, der hier auf Drängen seines Vaters als stiller Teilhaber eingesetzt wurde.
In seinem Buch „Asbest. Franz Kafka als Unternehmer“ aus dem Wallstein Verlag stellt Ulrich Fischer uns ein bisher weitgehend unbekanntes Gesicht von Franz Kafka vor. Der Verlag selber schreibt auf seiner Website:
Mit seinem Buch fügt Ulrich Fischer unserem Kafka-Bild wesentliche Facetten hinzu: hatte Franz Kafka als Versicherungsbeamter unter Regelungen und Vorgesetzten zu leiden, belastete ihn als Unternehmer zunehmend die Verantwortung – auch für sein Verhalten, das wohl oft die Grenze zum Illegalen streifte.