Am 4. Februar schreibt Franz Kafka einen ausführlichen Brief an seinen Freund Paul Kisch in München, in dem er zum einen eine Geschichte von Paul Kisch kritisiert und ebenso von seinen vermutlich ersten Besuch des Brentano-Zirkels berichtet:
„[…] Hier ist die Luft dick muffig mit Küchenmessern zu schneiden und kommt aus Schlafzimmern. Man muß hier auf der Hut sein vor Einfällen, kaum läßt man sie laufen haben Sie Hängebäuche und schwitzen. Es ist 3 Wochen her da dachte ich so etwas wie eine Montmatrekneipe etwas zum Schrein Tolles. Aber schon in einer Woche war besagte Montmatrekneipe in den Stadtpark übersiedelt ausgerechnet N 4 bei -, hieß ästetisch-ethischer – es ist nicht zum ausschreiben, war wohlerzogen, trank schlechten Likör und knabberte. Der Oskar hat es vermittelt. Es soll sich alle 14 Tage wiederholen. Du wirst mich ersetzen, bis du kommst. Ich bin nämlich zu ersetzen. Übrigens langweilt man sich nicht gerade, es gibt auch kluge Menschen dort.“
(Franz Kafka, Briefe 1900 – 1912, Frankfurt/Main 1999, S. 21)
Franz Brentano (1838 – 1917) war ein zu Kafkas Lebzeiten sehr populärer Philosoph und Psychologe, dessen Theorien in vielen intellektuellen Zirkeln diskutiert und weiter getragen wurden, unter anderem auch im sogenannten Brentano-Zirkel im Café Louvre in Prag. Auch Franz Kafka, Felix Weltsch und Max Brod besuchten diesen Brentano-Zirkel regelmäßig zwischen 1903 und 1905. Der erste halb gelangweilte Eindruck, den Kafka als an seinen Freund übermittelte, war vermutlich nicht von Dauer.
Wer einmal zu Besuch in Prag ist, sollte unbedingt einmal das zentral gelegene Café Louvre besuchen. Hier läßt es sich herrlich verweilen und in Gedanken in alte Zeiten schweifen, es gibt ein sehr gutes Frühstück und es wird von 9:00 bis 23:30 bedient, das heißt zu jeder Tageszeit findet sich das passende Getränk und die passende Mahlzeit.