Archives: November 10, 2024

Kafka für Kinder

Schon 1999 erschien das Kinderbuch „Beetle Boy“ vom amerikanischen Kinderbuchautor Lawrence David mit Illustrationen von Delphine Durand bei Doubleday Books for Young Readers, doch erst 2019 wurde es von Wolfram Sadowski im Beltz-Verlag unter dem Titel „Hilfe, Gregor ist plötzlich ein Käfer!“ ins Deutsche übersetzt. Der deutsche Titel verdeutlicht die literarische Verwandtschaft zu Kafkas Verwandlung wesentlich besser.

Gregor Sampson wacht eines Morgens auf und stellt fest, dass er ein Käfer ist, doch in seiner ganzen Familie und auch in der Schule nimmt keiner Notiz, von Gregors Veränderung. Nur sein bester Freund Michael merkt, dass hier etwas nicht stimmt. Erst am Abend, als Gregor in seinem Kinderzimmer an der Decke klettert, bemerken seine Eltern die Verwandlung. Glücklicherweise wacht Gregor am nächsten Morgen wieder als ganz normaler Junge auf.

Laut Verlag ist das Buch für die ersten Lesejahre, für Kinder von 7 bis 11 Jahren geeignet und das Lehrerheft liefert Unterrichtsmaterial für die Klassen zwei und drei.

Die kleine Parabel von weniger als 60 Seiten ist bunt und fröhlich illustriert und thematisiert in einem einfühlsame Stil, die Selbst- und Fremdwahrnehmung von Kindern. Außerdem macht sie große Weltliteratur für die jungen Leser und Leserinnen zugänglich. Ein wunderschönes Buch und ein Geschenktipp für alle Kafkaliebhaber mit Kindern oder Enkeln.


Ludwig Hardt liest Kafka

Am 1. Februar 1924, Franz Kafka lebt mit Dora Diamant bereits in Berlin und siedelt an diesem Tage in eine neue Wohnung in Zehlendorf um, liest der damals international bekannte Rezitator Ludwig Hardt, ein weiteres Mal aus den Werken von Franz Kafka im Mozarteum in Prag. Laut Kafka-Biograph Reiner Stach, haben Kafkas Eltern diese Lesung in Prag besucht:

„Es muss ihm [gemeint ist Franz Kafka] wie eine bedeutsame Fügung erschienen sein, dass ausgerechnet am Tag seines Umzugs die Familie in Prag eine Lesung von Ludwig Hardt besuchte, während zwei Tage später er selbst dem Rezitator absagen musste […]“

(Stach, Reiner: Kafka. Die Jahre der Erkenntnis, Frankfurt/Main 2008 S. 581)

Auch solche Kleinigkeiten helfen das Vaterbild von Franz Kafka ein wenig zu korrigieren, denn es zeigt doch sehr wohl ein gewisses Interesse der Eltern am Schaffen und der Literatur ihres Sohnes.

Ludwig Hardt sandte am 1. Februar 1924 ein Telegramm an Franz Kafka in Berlin und bat ihn, am 3. Februar doch der Lesung in Berlin beizuwohnen. Aufgrund der fortgeschrittenen Krankheit musste dies Kafka jedoch ablehnen und ließ sich bei der Lesung von Dora Diamant vertreten.


Der neue Lehrling Franz

Am 31. Januar 1895, heute vor 130 Jahren, schließt František Xaver Bašik, seine Lehrjahre (15. September 1892 bis 31. Januar 1895) im Galanteriewarenladen von Herrmann Kafka ab und wird fünfzig Jahre später diese Zeit in seinen Memoiren beschreiben, ohne das er weiß, dass er über einen der bedeutendsten Dichter deutscher Sprache schreibt:

„Ein kleiner, etwa zehnjähriger Junge, den er am Nachmittag im Laden kaum bemerkt hatte, als er bei seiner Mutter aufgetaucht war, schlürfte schüchtern auf Frantík zu. Es war der Sohn der Kafkas.
Er kam zu Frantík und sagte: ‚Du bist der neue Lehrling Franz, oder? Ich heiße auch Franz.‘ Frantík war erfreut, daß sich eine Gelegenheit bot, mit jemanden zu reden. Er lächelte den Jungen an, der ganz freundlich aussah, und kam mit ihm ins Gespräch“.

František Xaver Bašik schreibt im Jahr 1940 über sich in seinen Memoiren in der dritten Person und er ahnt tatsächlich nicht, bei wem er in die Lehre gegangen ist. Eben dies macht aber auch seine Erinnerungen so wertvoll: er schreibt über sich, seine Sicht und seine Erinnerungen und nichts ist verfälscht durch die gedankliche Anwesenheit eines weltberühmten Autors. Es dauerte dann noch viele Jahre bis diese Erinnerungen veröffentlich und später aus dem Tschechischen ins Deutsche übersetzt wurden und so erst ab 2002 einer größeren deutsche Kafka-Forschergemeinde zugänglich wurde.

Die verbreitetste Quelle für die Erinnerungen des František Xaver Bašik ist die leider vergriffene Ausgabe „Brief an den Vater“ von Hans-Gerd Koch im Wagenbach-Verlag aus dem Jahr 2004. Hier erfahren wir einiges aus dem Alltag im Galanteriewarenladen, zum Beispiel, dass der Großvater Jakob Löwy regelmäßig im Laden war um die Angestellten zu kontrollieren und auch dass Bašiks entgegen der späteren Schilderungen von Franz Kafka keinen cholerischen, sondern eher einen strengen, aber gerechten und im Grossen und Ganzen ruhigen Lehrherrn in Herrmann Kafka erlebt.

František Xaver Bašik musste im Rahmen seiner Lehrtätigkeit im Galanteriewarenladen dem jungen Franz Kafka auch Nachhilfe im Tschechischen, einem Pflichtfach an der deutschen Knabenschule, geben:

„Als eines Vormittags der Frantík von Kafkas aus der Schule kam, rief Frau Kafka unseren Frantík und teilte ihm mit, daß das Söhnchen in der Schule Schwierigkeiten mit dem Tschechischen habe und daß sie sich wünsche, daß er ihrem Bub Unterricht gebe. Gleichzeitig bestimmte sie, daß sie oben in der Wohnung lernen sollten, jeden Nachmittag zumindest eine Stunde, und daß sie dann für eine weitere Stunde zusammen spazierengehen. Sie sollten gleich heute beginnen, und zur Belohnung bekomme er jedesmal eine Brotzeit und – als gesondertes Honorar, drei Gulden monatlich.
Das war fabelhaft!“

Natürlich war dies eine willkommene Abwechslung und auch Erleichterung in Bašik Lehrjahren.

Quellen:
– Hans-Gerd Koch, „Als Kafka mir entgegenkam…“, Berlin 2005, S. 13 ff.
– Alena Wagnerová, Erinnerungen eines Lehrbuben in Neue Zürcher Zeitung, 30.01.2022, Seite 57 f.


Reich-Ranicki und Kafka

Marcel Reich-Ranicki (1920 – 2013) hat Franz Kafka in vielen Rezensionen, Artikeln und autobiographischen Schriften zwar erwähnt, aber insgesamt nur wenige dedizierte Artikel über ihn verfasst. Diese Artikel wurden im April 2024 von Thomas Anz im kleinen, 61 Seiten kurzen Sammelband „Marcel Reich-Ranicki – Franz Kafka“ im LiteraturWissenschaft.de Verlag veröffentlicht.

Wir können Thomas Anz für diese Sammlung und sein Vorwort, in dem er Reich-Ranickis Position zu Kafka zusammenfasst, durchaus danken, Neues erfahren wir aber in diesem Büchlein nicht. Reich-Ranickis Gedanken zu Franz Kafka sind weder originell noch aktuell, obwohl sie von 1973 bis 2010 reichen, denn sie geben eine sehr einseitige, überwiegend dem Religiösen und dem Judentum zugewandte, Interpretation wieder, die in meinen Augen noch sehr stark dem Einfluß von Max Brod unterliegen. Einzig herauszuheben aus dieser Sammlung von sieben kurzen Texten ist der Artikel „Ich könnte leben und lebe nicht“ aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 15. März 1975, in der sich Reich-Ranicki der damals soeben erschienenen Ausgabe der „Briefe an Ottla und die Familie“ widmet und interessante Perspektiven eines inzestuösen Liebeswunsches Kafkas zu seiner Lieblingsschwester Ottla eröffnet.


Kafka als Philosoph

Ich habe bereits am 11. Januar 2024 auf die exzellente Einführung von Walther Ziegler in das Werk von Franz Kafka hingewiesen und seiner Deutung von Kafka als Philosoph, der die Strukturen zwischenmenschlicher Beziehungen in seiner Prosa analysiert und in drastischer Form darstellt. Wer eine Zusammenfassung in Form eines VHS-Vortrages des Autors selber sehen und genießen möchte, wird bei youtube fündig:


„Dieses Mütterchen hat Krallen“

„Prag läßt nicht los. Uns beide nicht. Dieses Mütterchen hat Krallen. Da muss man sich fügen oder -. An zwei Seiten müßten wir es anzünden, am Vysehrad und am Hradschin, dann wäre es möglich, daß wir loskommen. Vielleicht überlegst Du es Dir bis zum Karneval.“

(Brief an Oskar Pollak am 20.12.1902, Franz Kafka, Briefe 1900 bis 1912, Frankfurt/Main 1999)

„Prag läßt nicht los. […] Dies Mütterchen hat Krallen.“ wird allzu häufig mit Wehmut und Nostalgie zitiert, z.B. von Touristen, die Prag verlassen müssen. Für Kafka gab es hier aber keine wehmütige Konnotation, er wollte Kafka als junger Mann allzu gerne verlassen und schaffte es nicht.


Kafka und Dickens

Am 13. Dezember 1914 schickte Kafka an Felice Bauer den Roman von Charles Dickens „Klein-Dorrit“, dies erwähnt er in einem Brief am 14. Dezember 1914

„[…] Gestern habe ich Dir Klein-Dorrit geschickt. Du kennst es wohl. Wie konnten wir an Dickens vergessen. Man kann es wohl nicht gut vollständig mit den Kindern lesen, aber in Teilen wird es sicher Dir und Ihnen große Freude machen […]“

(Franz Kafka, Briefe 1914 – 1917, Frankfurt/Main 2005, S. 279)

Wir wissen, dass Kafka Dickens gelesen und auch verehrt hat, denn neben diesem Buchgeschenk an Felice gibt es auch ein Geschenk der Weihnachtsgeschichten von Dickens aus dem Jahr 1917 an seine Lieblingsschwester Ottla, sowie einige Tagebucheinträge zu Dickens sowie Erwähnungen von Dickens in Briefen. In Kafkas Bibliothek hat sich allerdings kein einziger Band von Dickens erhalten – zumindest nicht nach dem Verzeichnis von Jürgen Born.

In seiner überaus lesenswerten Biografie „Charles Dickens, der Unnachahmliche“ arbeitet Hans-Dieter Gelfert die Parallelen zwischen Franz Kafka und Charles Dickens sehr gut heraus.

Das Trauma [gemeint ist die Arbeit Dickens als Kind in einer Fabrik ohne Aussicht auf höhere Bildung ] erklärt, weshalb er in seinen Romanen mit obsessiver Beharrlichkeit immer Helden zeigt, die von einer Vergangenheit verfolgt werden und diese als eine Fremdbestimmung erleben, von der sie sich emanzipieren müssen. Nähme man aus seinen Romanen das sentimentale Pathos und den skurrilen Humor heraus, so bliebe etwas übrig, was in der Tat viel eher an Kafka als an den viktorianischen Zeitgenossen erinnert. Vor allem in den späteren Romanen ist Fremdbestimmung das zentrale Thema, so in Bleak House, wo Richard Carstone in das Labyrinth des Kanzleigerichtshofs einzudringen versucht wie Kafkas K. in das Schloss oder in Little Dorrit, wo das Circumlocution Office an den gleichen Roman erinnert. In Eine Geschichte zweier Städte denkt man an Kafkas Prozess, wenn Charles Darney für eine Schuld zur Verantwortung gezogen wird, von der er nichts weiß und mit der er nichts zu tun hatte. Selbst in Harte Zeiten findet sich in Slearys Pferdezirkus eine Parallele im „Naturtheater von Oklahoma“ in Kafkas Erstling Der Verschollene, den dieser selbst als „glatte Dickensnachahmung“ bezeichnete.“


Schakale und Araber in Österreich

Am 3. Dezember 1917 erscheint in der „Literaturzeitung“ der Österreichischen Morgenzeitung und Handelsblatt Kafkas Geschichte „Schakale und Araber“ und am 25. Dezember 1917 in der Weihnachtsbeilage derselben Zeitung Kafkas „Bericht an eine Akademie“ – beides, wie wir heute wissen, unerlaubte und unbezahlte Nachdrucke von den Werken Franz Kafkas.

Kafka selbst hatte zu Lebzeiten davon erfahren, denn er schrieb in einem Brief an Max Brod am 27. Januar 1918:

„[…] Der Schriftstellerverein (der von der „Feder“) meldet mir einen unberechtigten Nachdruck des Berichts für eine Akademie in einer „Österreichischen Morgenzeitung“ und will eine Ermächtigung, ein Honorar von 30 M (gegen Rückbehaltung von 30%) für mich eintreiben dürfen. Soll ich das tun? Die 20 M wären mir sehr lieb z.B. für den weiteren Kierkegaard. Aber dieser Verein ist eine schmutzige Sache, das Eintreiben auch und die Zeitung ist vielleicht jene jüdische Zeitung. Soll ich also? […]“

(Franz Kafka, Briefe 1918 – 1920, Frankfurt/Main 2013, S. 24 ff.)

So wandte sich Kafka zweimal hilfesuchend an Max Brod, da er zum einen das Geld gut gebrauchen konnte, denn er war, nach seinem Tuberkuloseausbruch im August 1917 zu dieser Zeit von der Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt beurlaubt und verbrachte einige Monate bei seiner Schwester Ottla in Zürau und zum anderen wusste er wirklich was er wie tun konnte. Die Antwort von Max Brod ist leider nicht überliefert oder mir zumindest nicht bekannt.

Es wäre interessant zu wissen, warum Kafka den Verein oder „die Sache“ für schmutzig hielt. Der allgemeine Schriftstellerverein war eine Interessenvereinigung für Schriftsteller mit zahlreichen Mitgliedern, auch durchaus prominenten wie Karl May oder Hermann Löns, die sich um die finanzielle Unterstützung und Wahrung der Urheberrechte von Autoren bemühte. Nach der Gründung des Vereins 1900 mit einigen hundert Mitgliedern entwickelte sich der Verein sehr schnell zur größten Vertretung von Autoren, Dichtern und auch Journalisten im Deutschen Reich, bis er 1934 von den Nationalsozialisten im Reichsverband Deutscher Schriftsteller gleichgeschaltet wurde.


Das Verderben der Familie

Am 5. Dezember 1914 erhält Franz Kafka einen Brief von Erna Bauer, Schwester von Kafka ehemaliger Verlobten Felice Bauer, die zu einem Tagebucheintrag voller Selbstzweifel und Selbstvorwürfen führt:

„Ein Brief von Erna über die Lage ihrer Familie. Mein Verhältnis zu der Familie bekommt für mich nur dann einen einheitlichen Sinn, wenn ich mich als das Verderben der Familie auffasse. Es ist die einzige organische alles Erstaunliche glatt überwindende Erklärung, die es gibt. Es ist auch die einzige tätige Verbindung, die augenblicklich von mir aus mit der Familie besteht, denn im übrigen bin ich gefühlsmäßig gänzlich von ihr abgetrennt, allerdings nicht durchgreifender, als vielleicht von der ganzen Welt. (Ein Bild meiner Existenz in dieser Hinsicht gibt eine nutzlose, mit Schnee und Reif überdeckte, schief in den Erdboden leicht eingebohrte Stange auf einem bis in die Tiefe aufgewühlten Feld am Rande einer großen Ebene in einer dunklen Winternacht.) Nur das Verderben wirkt. Ich habe F. unglücklich gemacht, die Widerstandskraft aller, die sie jetzt so benötigen, geschwächt, zum Tode des Vaters beigetragen, F. und E. auseinandergebracht und schließlich auch E. unglücklich gemacht, ein Unglück, das aller Voraussicht nach noch fortschreiten wird.“

(Franz Kafka, Tagebücher, Frankfurt/main 2022, S. 704 f).

Der Brief von Erna Bauer ist überliefert und es lohnt sich diesen Brief zu lesen, denn damit stellt sich der komplette Tagebucheintrag vom 5. Dezember 1914 in Frage, es wundert nur noch, warum Franz Kafka jede noch so harmlose Gelegenheit nutzt, um sich selbst dergestalt zu erniedrigen.


Ein Panter über Kafka

Am 1. Dezember 1921 schreibt Kurt Tucholsky unter seinem Pseudonym „Peter Panter“ in der Weltbühne:

„Und am dritten Abend – hier sollte ich eigentlich eine neue Seite anfangen. Der dritte Abend brachte mir den bisher stärksten Eindruck diese Winnters. Ludwig Hardt las Franz Kafka. Wer Ludwig Hardt ist, wissen die Leute zwar – ohne nun etwa scharenweise in Vortragsabende zu laufen, deren Programm sie bei Andern dauernd postulieren. Seit fünfzehn Jahren keine Konzession – das ist viel. Und seit fünfzehn Jahre reife und volle Sprechkunst – das ist mehr. Diesmal unter anderen herrlichen Dingen: Franz Kafka. Wer das ist, wissen leider noch viel zu wenige – ich habe einmal über seine Strafkolonie referiert und will es nächstens über den ganzen Mann tun. Er ist ein Großsohn von Kleist – aber doch ganz selbständig. Er schreibt die klarste und schönste Prosa, die zur Zeit in deutscher Sprache geschaffen wird. Er blüht von Phantastischem und Phantasie – aber fest und sachlich sind Sätze und Rhytmus gestaltet. Nichts von der konventionellen Weichheit Prags, in welcher Stadt er wohnt – nichts von Modeströmung. Das ist auf einer anderen Welt gewachsen.“

(Jürgen Born [Hg.]: Franz Kafka. Kritik und Rezeption zu seinen Lebzeiten 1912 – 1924, Frankfurt/Main 1979)

Kurt Tucholsky (1890 – 1935) hatte sich schon im Januar 1913 sehr wohlwollend in einem Artikel im Prager Tagblatt zu Kafkas Betrachtung geäußert und am 3. Juni 1920 über die Strafkolonie unter seinem Pseudonym Peter Panther. Diesen Artikel kannte Kafka zwar nicht jedoch erfuhr er von dieser Rezension sowohl von Felix Weltsch als auch in einem Brief von Max Brod vom 9. Juni 1920:

Liebster Franz –

Zuerst zwei Nachrichten, die dich freuen dürften: 1.) In der Weltbühne las Felix (nicht ich) einen großen Aufsatz von Peter Panther (Tucholski?) über deine „Strafkolonie“, sehr entzückte Vergleiche mit Kleis u.s.f. […]“

(Franz Kafka, Briefe 1918 – 1920, Frankfurt/Main , S. 729)

Franz Kafka und Kurt Tucholsky kannten sich auch persönlich, zumindest ist ein Treffen von Ende September 1911 in Kafkas Tagebuch überliefert:

„Tucholski und Safranski. das gehauchte Berlinerisch, in dem die Stimme Ruhepausen braucht, die von „nich“ gebildet werden. Der erste ein ganz einheitlicher Mensch von 21 Jahren. Vom gemäßigten und starken Schwingen des Spazierstocks, das die Schulter jugendlich hebt, angefangen bis zum überlegten Vergnügen und Mißachten seiner eigenen schriftstellerischen Arbeiten.“

(Franz Kafka, Tagebücher, Frankfurt/Main 2002, S. 46)

Vermutlich lernte Kafka den damaligen Jurastudenten Kurt Tucholsky und den Zeichner Kurt Szafranski kennen, als die beiden Berliner Ende September 1911 für ein paar Tage in Prag verweilten und dabei Max Brod einen Besuch abstatteten. Dies ist die einzige überlieferte Begegnung zwischen Tucholsky und Kafka.