Hannah Arendts 50. Todestag
Heute vor 50 Jahren, am 4. Dezember 1975 starb Hannah Arendt in New York mit 69 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes. Es ist insbesondere Hannah Arendt durch ihre Arbeit als Lektorin im Schocken Verlag während der 1940er Jahre zu verdanken, das Franz Kafka den amerikanischen Lesern näher gebracht wurde. Neben Ihrer Arbeit an der Gesamtausgabe der Werke Kafkas im Schocken Verlag und Ihrem Essay über Kafka, finden sich auch in ihren Werken immer wieder Bezüge zu Kafka, so zum Beispiel auch in „Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft„:
„Eines der Hauptthemen in Kafkas Romanen ist die Satire auf den Schicksalsaberglauben und den mit ihm zusammenhängenden Stolz, in irgendeine furchtbare, dunkle Notwendigkeit verstrickt zu sein, in deren Unglück sich der Sinn des Lebens offenbart. Der Verklärer der bürokratischen Weltordnung im Prozeß ist der Geistliche, der dem Angeklagten K. ihr Grundprinzip in einem Satz erklärt: „Man muß nicht alles für wahr halten, man muß es nur für notwenig halten“ Woraufhin K. eben meint: „Trübselige Meinung. Die Lüge wird zur Weltordnung gemacht“ Die gleiche Verkehrung spielt im Schloß eine Rolle, wo die Dorfbewohner unter der Allmacht einer bürokratischen Herrschaft leben, die ihre Geschicke bis in alle privatesten Einzelheiten kontrolliert und ihnen beigebracht hat, daß es eine Frage des Schicksals, dunkler und menschlich unkontrollierbarer Mächte ist, ob einer im Recht oder Unrecht ist […] aber das Erstaunliche bleibt, daß Kafka die Grundelemente bürokratischer Herrschaft mit all ihren Konsequenzen begriff, obwohl sie in der ihm bekannten österreichischen Bürokratie nicht voll ausgebildet waren.“
(Hannah Arendt: Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft, München 1986, 19. Aufl. 2016, S. 521f)
Hannah Arendt sieht Franz Kafka nicht als Propheten, sondern versteht sie es in Ihren Werken immer wieder geschickt, ihre Philosophie und politischen Gedanken durch die Prosa und Gedankenwelt von Franz Kafka ihren Lesern zu verdeutlichen.